vote06 // cdw und LAN kommentieren die Nationalratswahl 2006

Dienstag, Juli 25, 2006

westi, oder: "die versicherungspolizze gegen den linksruck"...

wie jeden dienstag stand heute der "report" am tv-programm, diesmal mit zwei an langeweile nicht überbietbaren beiträgen über den wahlkampf von bzö, spö und övp und einem im gegensatz dazu fast schon erfrischenden 0815-interview von peter westenthaler.

fassen wir zusammen: im beitrag über den etwas undurchdacht wirkenden wahlkampf des bzö besucht ursula haubner mit einer kindergartenkindergruppe nicht unbedingt ihre kernwählerschicht, während der troll aus dem bärental im trachtengewand singend und tanzend das land der zweisprachigen ortstafeln unsicher macht. sportstaatssekretär schweizer wird laut eigener aussage auch im dezember im sport tätig sein, bleibt nur zu hoffen nicht als öfb-teamchef. ein schlecht in szene gesetzter statistiker vor einem flipchart sowie ein vom orf zur analyse des bzö bezahlter und interviewter unternehmensberater runden einen beitrag ab, der mich quasi zu einem hinweis auf sos-orf.at zwingt.

es folgte der auftritt von peter westenthaler, kurz westi. als billiger haider-abklatsch mit dessen bekannten bunten taferln und faden sprüchen aus der alten fpö-parolensammlung wie "wenn man will dass der österreicher in der heimat kein fremder ist" oder "wer nicht will dass es in österreich mehr zuwanderung, mehr ausländer, weniger sicherheit und höhere steuern gibt, muss das bzö wählen" wirkte westi zwar redelustig aber doch sehr farblos. daran konnten auch sein rundumschlag gegen "illegale, kriminelle, asylmissbrauchende und jene die sich nicht in die gesellschaft integrieren und diese ausnützen" sowie westis schreckenskabinett mit verteidigungsminister pilz, sozialministerin stojsits und innenministerin petrovic nichts ändern. mit seiner aussage "wir haben umfragen, die wir jedoch nicht veröffentlichen" (warum wohl?!) sorgte ein blasser westi 2.0 wenigstens für ein wenig ungewollte selbstironie.

über den zweiten wahlkampf-beitrag zum thema der mobilisierung der basis auf seiten der spö und övp sollte man am besten den mantel des schweigens hüllen. andererseits sollte man sich ernsthafte gedanken machen ob es dem öffentlich-rechtlichen auftrag eines kritischen politikmagazins entspricht, funktionäre mit einem schritt- und kalorienzähler auszustatten und bei wenig spektakulären rätselheft-verteilaktionen zu filmen. was vielleicht so mancher schwarzer stiftungsrat für eine originelle politikberichterstattung hält, befindet sich in wirklichkeit auf einem geistigen niveau zwischen e-media und einem heimatroman...

(LAN)


meines erachtens hat sich peter westenthaler im interview mit orf-report-chef jelinek sehr gut geschlagen. fast verstörend, dass "mister fönmatte" nach jahren politischer pause das phrasendreschen nicht verlernt hat. er bediente souverän die kernwählerschicht der alten fpö; gewiss griff er bei manchen themen wieder ziemlich ins braune (ausländer, kinderschänder) etc., nichtsdestotrotz hatte er den schwachen orf-moderator im griff und konnte seine issues gekonnt an den (vorhandenen?) wähler bringen. die krönung des interviews war meines erachtens westenthalers aussage, er könne sich vorstellen, innenminister zu werden. wenn das passiert, dann gute nacht...

über die anderen beiträge (kalorienzähler, etc.) möchte ich kein wort verlieren. schade, dass aus dem report ein derart schwaches politmagazin geworden ist.

(cdw)