vote06 // cdw und LAN kommentieren die Nationalratswahl 2006

Sonntag, September 10, 2006

(einstige) parade-rechte unter sich...

eine besonders illustre runde gab sich heute bei "offen gesagt" auf orf2 die ehre: über "das ende des dritten lagers?" diskutierten jörg haider und helene partik-pablé vom möchtegern-freiheitlichen bzö mit dem rechtsrechten duo ewald stadler und andreas mölzer von der original-freiheitlichen fpö. als moderator diente hans bürger, in der undankbaren rolle des unabhängen gasts fungierte der politologe fritz plasser.

plasser: das dritte lager tritt im wahljahr 2006 mit zwei filialen in erscheinung.


nach einem kurzen geschichte-unterricht und selbstlob haiders stellte plasser keine wesentlichen unterschiede zwischen dem bzö und der fpö hinsichtlich der inhalte, jedoch hinsichtlich der personen fest. entgegen der meinungsumfragen sehe er die fpö bei 9% mit potenzial nach oben und das bzö knapp unter der 4%-hürde, jedoch mit chancen auf ein direktmandat. laut des fpö-europaparlamentariers mölzer sei die fpö nicht traurig über die abspaltung des bzö, da diese zu einem selbstreinigungsprozess geführt habe, welche wiederum zu einem selbstfindungsprozess des dritten lagers geführt hat. "dieses dritte lager gibts wirklich nur bei der fpö", so mölzer. ähnlich sieht es auch dessen parteikollege stadler: "das dritte lager wird von der freiheitlichen partei vertreten", so der fpö-volksanwalt für den die bzö-gründung als gefährlichster versuch der zerstörung des dritten lagers gilt.

stadler: haider schickt seine schwester von einer türkenhochzeit zur anderen um wahlzuwerben.


in folge mockierte sich stadler über das "hase-igel-spiel" haiders und mölzer über die fehlende glaubwürdigkeit des bzö. auf die frage der einordnung des bzö in das politische spektrum antwortete haider: "das bzö geht ideologiefrei an die herausforderungen heran (...) das bzö bestimmt themen, hat ideen, versucht antworten auf aktuelle herausforderungen zu geben." der rest der diskussion ist schnell erzählt: haider bringt wie sein parteikollege westenthaler vor wenigen wochen mit dem zweiseitigen taferl die innovation im diesjährigen tv-wahlkampf, laut plasser wären nur mehr 3-4% der wahlberechtigten in österreich dem historischen dritten lager zuzurechnen weshalb somit 50-60% der ca. 9% fpö-wähler partei-ungebundene wechselwähler sind und abgesehen keiner der herren kann sich eine wiedervereinigung von bzö und fpö vorstellen - laut mölzer weil es "keine zusammenarbeit mit verrätern" gibt und laut haider weil bei der fpö "nur hass vorgetragen" wird. einzig fritz plasser sieht die möglichkeit einer mittelfristigen reunion nach personellen veränderungen in zwei, drei jahren falls sich beide parteien dann als oppositionsparteien im nationalrat befinden würden.

fazit: nachdem man sich ausgehend von der gästeliste einen mix aus gegenseitiger selbstzerfleischung und populistischer wahlkampftöne zum familienzwist erwarten durfte, wurde man mit einer relativ sachlichen diskussion ohne wesentliche highlights enttäuscht. dem niedrigen niveau der sendung schlossen sich auch die - gelinde gesagt - unglücklich ausgewählten publikumsfragen und das für politische fernseh-diskussionen anscheinend bereits obligate chaos des durcheinander-redens gegen sendungsende hin an. einzig die ausführungen des politologen fritz plasser konnten interesse wecken, über die glücklicherweise spärlichen statements von helene partik-pablé wird hingegen abschließend der mantel des schweigens gehüllt. (LAN)