vote06 // cdw und LAN kommentieren die Nationalratswahl 2006

Samstag, August 26, 2006

von strache, gudenus und voltaire...

die ö1-mittagsjournal radioreihe "im journal zu gast" lädt in den kommenden wochen politikerinnen der fünf parlamentsparteien zu gesprächen über die nationalratswahlen ein. den auftakt machte heute die stellvertretende fpö-bundesparteiobfrau barbara rosenkranz, welche sowohl im privatleben als mutter von zehn kindern als auch in der politik als zähe und treue freiheitliche bereits viel durchhaltevermögen gezeigt hat.


in einem kurzweiligen und interessanten interview mit hannes aigelsreiter bekräftigte rosenkranz die oppositionsansage der fpö: "wir wollen als opposition so stark werden dass wir eine regierung zu einer kurskorrektur zwingen können". laut rosenkranz hätte die fpö bereits nach den nationalratswahlen 2002 diesen kurs einschlagen und von einer erneuten regierungsbeteiligung abstand nehmen müssen.

wir wollen als opposition so stark werden dass wir eine regierung zu einer kurskorrektur zwingen können.

in bezug auf die abspaltung des bzö sprach die stellvertretende bundesparteiobfrau von einer "richtungsdebatte, die geführt werden musste", an deren ende ein auseinandergehen notwendig und vernünftig war. aufgrund einer "absoluten diskrepanz über ziele und richtungen" zwischen fpö und bzö ist eine wiedervereinigung für sie und den rest der fpö absolut undenkbar.

als nur eine von drei frauen auf der bundesliste der fpö fühlt sie sich ganz und gar nicht auf verlorenem posten, für die nationalratswahlen glaube sie immer noch an 10% der stimmen als realistisches ziel, den klubobmann soll nach den wahlen hc strache machen.

im zweiten teil des interviews wurden zwei sachthemen angesprochen. in der pflegedebatte sei das problem nicht der mangel an österreichischen pflegekräften, sondern dass die pflege nicht leistbar ist. die lösungsansätze von rosenkranz liegen hierbei in einem verpflichtenden semester pflegedienst für medizinstudenten sowie einer deutlichen erhöhung des pflegegeldes. bei der für ein fpö-interview bereits obligaten frage zum thema nationalismus hält sich die blaue nationalratsabgeordnete für "jemanden dem österreich ganz zentral am herzen liegt". ebenso am herzen liege ihr als freiheitliche die freie meinungsäußerung - und zwar im umfassenden sinn. gemäß des von ihr zitierten voltaire ("ich verurteile was sie sagen aber ich würde mein leben dafür geben dass sie es sagen dürfen") würde rosenkranz selbst die verbalentgleisungen von gudenus und kampl tolerieren.

alles in allem ein im vergleich zu den teilweise zähen und langatmigen sommergesprächen kurzes und prägnantes interview, in welchem rosenkranz mit klaren und offenen aussagen punktet, auch wenn diese - gerade in bezug auf ihre haltung zu gudenus und kampl - mit vorsicht zu genießen sind. auch ob sich die medizinstudenten angesichts der ohnedies immer prekärer werdenden studiensituation (stichwort: eingangstests) über ein zusätzliches, verpflichtendes pflegesemester freuen würden, darf bezweifelt werden. da diese jedoch ohnedies nicht zur primären wahlklientel der fpö zählen, dürfte dies rosenkranz, strache und co. relativ egal sein und der "kleine mann" wird sich freuen wenn die "faulen studenten" zur lösung des pflegeproblems einmal "richtig hackeln" dürfen. (LAN)

foto: fpö

radiotipp:
ö1 "im journal zu gast" mit wichtigen politischen entscheidungsträgerinnen der parlamentsparteien: barbara rosenkranz (fpö), karin gastinger (bzö), maria vassilakou (grüne), gabi burgstaller (spö), elisabeth gehrer (övp) - jeweils samstags um 12:00 uhr auf ö1

webtipp: ö1 - kultur & information
http://oe1.orf.at