vote06 // cdw und LAN kommentieren die Nationalratswahl 2006

Samstag, September 16, 2006

tv-duell (7): fpö-bzö

das siebente tv-duell dürfte nach dem kanzlerduell für das vermeintlich größte interesse sorgen, schließlich kam es bei ingrid thurnher zum aufeinandertreffen der blauen originale mit den blauen orangen, welches einen verbalen schlagabtausch auf niedrigem niveau und mit hoher polemik erwarten lassen konnte. heinz-christian strache (fpö) und peter westenthaler (bzö), denen der populismus anscheinend bereits in die wiege gelegt wurde, durften also den freiheitlichen bruderzwist medienwirksam austragen.

strache: jörg haider hat noch in die windeln gemacht, da hat es die fpö schon gegeben.


peter westenthaler durfte mit seiner frage warum strache immer nur jörg haider kopiere sowie der feststellung dass der gelernte zahntechniker strache ohne jörg haider und der erfolgreichen fpö mit peter westenthaler & co. heute noch "zähne ausschneiden und gebisse schmieden" würde. strache konterte mit einem hinweis darauf, dass haider noch in die windeln gemacht habe als es die fpö bereits gab und stellte seinerseits fest, dass er verantwortung für die fpö übernommen hat während haider der freiheitlichen partei und dem wähler untreu geworden ist. westenthaler sah dies naturgemäß anders, strache möchte laut dem ingenieur keine verantwortung übernehmen und stattdessen die "sozialistische bawag partie" unterstützen. ob nun das bzö "mehrheitsbeschaffer und steigbügelhalter der övp" (strache) oder die fpö "steigbügelhalter der roten" (westenthaler), wird sich weisen, zumindest zeigte zeigt es wie ähnlich und doch komplett entgegengesetzt gerichtet die argumente der beiden spitzenkandidaten waren.

westenthaler: der herr münchhausen ist ein wahrheitsfanatiker gegenüber ihren papierln die sie hier liegen haben.


strache sei der "sprengmeister von knittelfeld", ein "handlanger des systems" und die fpö die "fünfte kolonne der spö", so westenthaler weiter. unmittelbar darauf folgte der erste verbale großangriff westenthalers und der versuch, strache in das nationalsozialistische eck zu drängen: ein statement straches über den rechtsradikalen schriftsteller irving und die feststellung eines von den "rechten recken" stadler, gudenus, mölzer und rosenkranz umgebenen strache sorgten bei ebendiesem für empörung. die "tiefste schublade an diffamierungen" und das "tiefste schmutzkübelniveau" seien genau die methode westenthalers, so strache der wiederum den "etikettenschwindel" sowie die fehlende demokratische legitimierung des bzö anprangerte. auch für bzö-quereinsteiger veit schalle hatte strache ein paar nette worte über dessen verdrängung österreichischer produkte aus den billa-regalen, dessen preisdiktate gegenüber den lieferanten und dessen wunsch nach einführung der sonntagsarbeit übrig.

westenthaler: die fpö ist die partei der reichen und stinkreichen (...), bei ihnen können nur die gstopften kandidieren.


in punkto sachthemen wurden beispielsweise die eurofighter angesprochen. westenthaler stehe zur luftraumverteidigung schließlich möchte er "in wien und niederösterreich keine tschechischen rübenbomber über uns fliegen haben", so das einleuchtende argument des bzö-spitzenkandidaten. auch strache stehe zur luftraumüberwachung, kritisierte jedoch die produktentscheidung "zum nachteil der österreicher und zum vorteil der großindustriellen".

westenthaler: sie kommen mir vor wie die frau jelinek, die tuat im ausland auch immer österreich schlechtmachen


weiter gings mit polemik: westenthaler brachte zuerst ein taferl mit einem früheren strache-zitat "mein persönlicher favorit peter westenthaler", danach brachten beide sogar natascha kampusch ins spiel ehe ingrid thurnher als höhere (tiefere wäre ja schließlich nicht möglich gewesen) moralische instanz eingriff. weiter gings: strache zitierte die wiener u-bahn-zeitung "heute", gegenüber welcher selbst die kronen zeitung als qualitätszeitung bezeichnet werden kann, ein abfälliges, seufzendes "u-bahn-zeitung...?" thurnhers war die einzig nennenswerte reaktion darauf.

westenthaler: herr strache, wissen sie was mir auffällt? sie haben keine ahnung!


in folge zitierte strache den papst sowie die rückseite einer westenthaler-autogrammkarte, präsentierte ein bzö-prospekt mit einem angeblichen halben halbmond darauf und warnte vor seinem demographischen schreckensszenario wonach in zukunft jeder zweite jugendliche ein moslem sein würde. zehn minuten vor dem sendungsende konnte strache darüber hinaus auch die lange erwartete kritik an der "zentralistischen eu-verfassung" einbringen - ein mittlerweile bereits sehr alter hut zugegebenermaßen. westenthaler wiederum kritisierte, dass strache keinerlei statistiken kenne und warf seinerseits wild mit zahlen um sich.

strache: die menschen haben durchschaut, dass sie völlig unglaubwürdig sind (...) und das wird auch am 1. oktober der wähler bestrafen.


zum obligaten thema einer möglichen wiedervereinigung entgegnete strache, dass diese für ihn völlig ausgeschlossen sei. die orangen seien charakterlos, haben ihre grundsätze über bord geworfen und sich der övp angebiedert. westenthaler wiederum möchte am 1. oktober den "sprengmeister von knittelfeld" und "handlanger der spö" bestrafen und die wähler mit der aussicht auf eine zusammenführung der beiden lager im falle eines orangen wahlerfolgs zum bzö locken. statt einem schlusswort gab es das zu erwartende chaos des durcheinanderredens, erstmals wurde sogar die abmoderation thurnhers von den beiden kontrahenten gestört.

alles in allem brachte das tv-duell die erwartete schlammschlacht, in der westenthaler ein feuerwerk an polemischen anschuldigungen und behauptungen in richtung strache abfeuerte. westenthaler sorgte dabei für einige kabarettreife sager und zeigte dem blauäugigen möchtegern-haider wer der "herr im haus populismus" ist, um es mit straches worten auszudrücken. als abschließendes fazit dieser diskussion möchten wir noch zwei aussagen des tv-duells zitieren: "eine stimme für sie (fpö) ist eine verlorene stimme", so westenthaler; "jede stimme für das bzö ist eine verschenkte stimme", so strache. wo sie recht haben, haben sie recht... (LAN)

reaktionen der mitbewerber:
  • mölzer (fpö): In wahrhaft noblem Stil eines echten Simmeringer Gentlemen - ein Schelm, wer an die Bezeichnung "Prolet" denkt - hat der BZÖ-Boss Peter Westenthaler in der gestrigen TV-Konfrontation mit dem FPÖ-Bundesobmann HC Strache die Maske fallen gelassen.
  • scheuch (bzö): BZÖ-Obmann Peter Westenthaler hat bei der gestrigen TV-Konfrontation FPÖ-Obmann Strache eindeutig gezeigt, wo der Bartl den Most herholt. In beeindruckender Manier wurde Strache als Handlanger einer SPÖ-Regierung entlarvt.
  • kopietz (spö): Zwei abgehalfterten Marktschreiern dabei zu zuzusehen wie sie miteinander so richtig im Clinch liegen, ist eigentlich eine ganz amüsante Sache. Keine Schublade war zu tief, wenn es darum ging zu klären, wer den Übervater Jörg Haider am besten imitiert. Das ganze Schauspiel war jedenfalls ein passender Abgesang auf den von zahlreichen Kommentatoren konstatierten Niedergang des ‚dritten Lagers'.